Auszeichnungen

Ganz oben auf dem Treppchen

2015 goldene feder des mpc peters heggen

Zur Goldenen Feder des MPC 2015 für Wolfgang Peters

Eine Goldene Feder jemandem verleihen, der schon seit Jahren eine – seine – goldene Feder führt? Das heißt nicht ein überflüssiges Lob singen, wenn der Jemand Wolfgang Peters heißt, vulgo wp..

Ihn fürs Schreiben auszuzeichen ist vielmehr eine Selbstverständlichkeit, die gar nicht später hätte kommen dürfen. Im Wettbewerb schriftstellerischer Begabungen, die es (auch) im Motorjournalismus gibt, steht wp. ganz oben auf dem Treppchen: Das erfreut nicht nur seine vielen, vielen Leser-Gefolgsleute, das erkennen auch seine Kollegen an. Sein Talent hat er in seiner Karriere aufs Schönste entwickeln können. In fünf Jahren Lokalteil bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte er das Redakteurs- und Reporter-Handwerk gelernt. Doch schreiberisch entfalten konnte er sich erst, als er Auslauf auf den Seiten Motor und später Technik und Motor der Zeitung bekam – und nutzte. Sein Werk kreist um das Auto: Das darf man sagen, ohne es damit einzuengen. So, wie er schrieb – und zum Glück immer noch schreibt –, hat er nicht nur die Wissenden begeistert, sondern auch unzählige Menschen für dieses Thema gewinnen können, denen Technik sonst gleichgültig wäre. Über den Details hat er freilich nie vergessen, das Phänomen Auto als Ganzes, sozusagen aus der Adlerperspektive, zu betrachten und das Ergebnis in Worte zu kleiden, die Bestand haben. Sein Stil ist dabei stets persönlich geblieben: Er spiegelt den Menschen wp. und sein Umfeld. Und das oft mit köstlicher Ironie. Ob jene langbeinige Beifahrerin in seinen Artikeln auftaucht, die stete Versuchung im alle Aufmerksamkeit fordernden Straßenverkehr, oder ob ein kauziger Nachbar ihn wegen seines dauernd wechselnden Testwagen-Sortiments zur Rede stellt, mit dem Transport welcher Weine sein Kofferraum geadelt wird und aus welchem gerade erworbenen Buch er zitiert – der Leser nimmt teil an einem Leben, das sich im und am Auto durchaus nicht erschöpft.

Wolfgang Peters ist jedoch nicht nur ein gebildeter, belesener und weit gereister Autor. Ihn einen Bonvivant zu nennen – in des Wortes ursprünglicher Bedeutung „gut leben“ –, würde er wohl nicht als Affront auffassen. Im bayerischen Schwaben aufgewachsen, hat er sich immer als Süddeutscher gefühlt, also eher Barock als Backsteingotik, und jede Art von Kasteiung als Verrat an wohlverdienter Lebensfreude empfunden. Die Haute Cuisine ist ein Teil dieses für ihn ganz selbstverständlichen Hedonismus, aber auch – siehe oben – der Wein, dessen Etiketten seine Aufmerksamkeit viel stärker in Anspruch nehmen als jede Etikette. Allzu förmlicher Kleidung zum Beispiel ist er abhold, der Pullover ist ihm näher als der Sakko, und die Nuancen zwischen unrasiert und Dreitagebart sind ihm völlig egal. Als launiger Plauderer und Redner ist er geschätzt und leider eher unterbeschäftigt – kleiner Tipp für Talkmaster –, und in seinem Dutzend Jahre an der Spitze des F.A.Z.-Ressorts Technik und Motor hat er sich als erfolgreicher, aber durchaus auch eigenwilliger Chef bewähren können.

2015 goldene feder des mpc lingnauZurück zum Anlass: Die Goldene ­Feder des Motor Presse Clubs, die wp. am 22. Mai beim MPC Dinner in Karlsruhe ­verliehen wird, trifft einen ganz besonders Richtigen. Peters’ gesammeltes Oeuvre – bestimmt hat mehr als einer seiner Fans es säuberlich archiviert – ist das pure Lesevergnügen, und damit hat er sich auch außerhalb des Clubs Renommee und anhaltenden Zuspruch gesichert.

Sucht man das Format, das ihn zu höchsten Leistungen stimuliert, stößt man bald auf jene Artikel, die in Technik und Motor unter dem Rubrum „Im Grenzbereich“ ­erscheinen. Hier geht es stets um Fahrzeuge, die der Alltäglichkeit am weitesten entrückt sind und die es deshalb verdienen, mit den delikatesten Stilmitteln geschildert zu werden. Ob Lambor­ghini Gallardo, Jaguar XK R, Rolls-Royce Ghost, Ferrari Scaglietti, Mercedes-Benz SLS AMG, aber auch Lada Niva oder Mini Clubman John Cooper Works – sie alle bekamen von wp. ihr höchst individuelles Denkmal gesetzt. Beispiele daraus? Das ­scheitert an der Überfülle nach Zitieren schreiender Passagen, einer Kette über­raschender Einfälle.

Bei allen stilistischen Aus- und Abschweifungen hat wp. jedoch immer den Grenzbereich zum Manierismus gemieden und die Information nicht vollends der Belletristik geopfert. So kann man ihn lesen und dabei lernen – und das mit dem Genuss, den nur Autoren von seiner Klasse zu schenken wissen. Das sei ihm gedankt, und dafür wird er mit Recht geehrt.

Gerold Lingnau